Häuserkunst

Al Faisaliyah Center - Kingdom Center 

Libyen, Ägypten, Saudi Arabien, Sudan © Sonja Schulz - Fotolia.comDie zur Region Nedsch zählende, saudi-arabische Millionen-Metropole Riad, wie Ar-Riad (arabisch: „Die Gärten“) in der Kurzform üblicherweise genannt wird, liegt in der Mitte der von Wüste bestimmten Arabischen Halbinsel. Die am Wadi Hanifa gelegene Hauptstadt von Saudi-Arabien, die heute etwa 4,6 Millionen Einwohner zählt und sich über etwa 1500 qkm Stadtfläche erstreckt, geht auf die alte Oasen-Siedlung Hajar zurück. Hier befand sich lange das Zentrum des von den Führern des Stammes der Ban Hanifa regierten Fürstentums Yamama, das im 7. Jahrhundert sogar kurzzeitig bis an die Ostküste expandierte. In der Geschichte der Islamisierung der Arabischen Halbinsel durch Mohammed und dessen Nachfolger spielte Hajar eine gewisse Rolle durch den hier geborenen und wirkenden „falschen Propheten“ Musailima (etwa 590 – 632), der zu Lebzeiten Mohammeds die monotheistische Lehre vom Gott Ar-Rahman verbreitete. Musailima gelang es, in Yamama zeitweise eine größere Anhängerschaft zu gewinnen, die aber bald nach Musailimas Tod zum Islam konvertierte.

Im Reichsverband des frühen islamischen Kalifenstaates verlor Hajar allmählich an Bedeutung. In der Nähe entstand mit Ad-Dir'iyyah eine neue Hauptstadt der lokalen Emire. 1735 wurde auf den Ruinen von Hajar die von Mauern umgebende Gartensiedlung Riad errichtet, die 1773 vom zweiten saudischen Herrscher Abd al-Aziz ibn Muhammad ibn Saud (gest. 1803) erobert wurde. Die saudischen Herrscher waren und sind Anhänger der islamischen Glaubenschule der Wahhabiya und sahen und sehen sich als Schutzherren dieser betont konservativen Auslegung der Lehre Mohammeds. Der Wahhabiten-Herrscher Turki ibn Abdallah ibn Muhammad Al Saud (1755-1834) machte Riad 1824 zur Hauptstadt seines Reiches. In der Mitte des 19. Jahrhunderts mussten sich die Saudis als Folge von Niederlagen in Kämpfen gegen das Osmanische Reich der Oberherrschaft der Osmanen unterwerfen. Riad sank auf den Status einer relativ bedeutungslosen Provinzstadt ab.

AnsichtskarteAb 1902 gelang es den Saudis, die von Emir Abd al-Aziz ibn Saud (1880-1953) geführt wurden, zahlreiche arabische Stämme unter der Fahne des Wahhabismus zu vereinen. Nach Jahrzehnten des Krieges gegen Osmanen und Konkurrenzstämme errichtete Abd al-Aziz ibn Saud, der fast die gesamte Arabische Halbinsel und damit auch die Kontrolle über die Pilgerorte Mekka und Medina erobern konnte, 1932 das Königreich Saudi-Arabien mit Riad als Hauptstadt. Heute ist Riad als Sitz der Regierung und des Parlaments, als Residenz der Könige und als Standort der wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen Einrichtungen unbestritten der weltliche Mittelpunkt des Reiches.

Das vergleichsweise kleine Riad (1935: etwa 30.000 Einwohner, 1950: etwa 120.000 Einwohner) wurde in den Folgejahren durch den Bau großzügig konzipierter, oft nach dem Schachbrett-System angelegter, neuer Stadtteile und weitläufiger Parks um ein Vielfaches seiner Fläche erweitert. Das durch den Abbau der Erdölvorkommen zu Reichtum gelangte Herrscherhaus schmückte seine Kapitale mit zahlreichen beeindruckenden Sakral- und Profanbauten.

Weltberühmt sind insbesondere zwei im 21. Jahrhundert eingeweihte Monumentalgebäude: Das von der britischen Architekten-Legende Norman Foster (geb. 1935) im Jahr 2000 fertiggestellte Al Faisaliyah Center und das zwei Jahre jüngere Kingdom Centre, für dessen Bau das Architektenbüro Ellerbe Becket & Omrania verantwortlich zeichnete. Das turmartige, 267 m hohe und 30 Stockwerke umfassende Al Faisaliyah Center gilt als erster Wolkenkratzer des Landes. Wegen des problematischen Untergrundes stellte der Bau des Giganten, in dem sich unter anderem Shopping Malls, ein Luxus-Hotel und Büros befinden, eine anspruchsvolle Herausforderung für Architekten und Baufachleute dar, die Foster und sein Team aber mit innovativer Verwendung von Grundflächenabdeckungen gemeistert haben. 

map saudi arabia landkarte © Gerhard Egger - Fotolia.comDas 302 m hohe, unweit des Al Faisaliyah Center errichtete Kingdom Centre gilt als Wahrzeichen von Stadt und Königreich. Das sehr schmale, silbrig glänzende Gebäude, dessen zwei sich nach oben verjüngende Spitzen durch eine sogenannte „Besucherbrücke“ verbunden sind, wurde vor allem aus Beton, Stahl und Aluminium gebaut. Das spektakuläre Bauwerk beherbergt Luxus-Appartments, Hotel und Büros. Eigentümer ist der Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud (geb. 1957).  An die ältere Geschichte der Stadt und des Landes erinnert die Festung Fort al-Masmak, die heute als historisches Museum dient. Etwa 90% der Einwohner von Riad sind Araber. Neben Saudis leben zahlreiche Ägypter, Libanesen, Syrer und Angehörige anderer arabischer Nationen in der Stadt. Etwa ein Zehntel der Einwohnerschaft, zumeist gering qualifizierte Arbeiter, stammt aus islamischen Ländern Süd- und Südostasiens sowie Afrikas.